Ansbach – Kinder und Jugendliche „von ihrem Leid zu erlösen“ – das gehörte auch in der Heil- und Pflegeanstalt Ansbach zum grausamen Alltag im Nationalsozialismus. Im Rahmen einer so genannten „Kinderfachabteilung“ wie auch im regulären Anstaltsbetrieb starben zwischen 1941 und Kriegsende 187 Kinder und Jugendliche. Der Nachweis dafür, dass die Kinder und Jugendlichen ermordet wurden, ist oft schwer zu erbringen, Indizien finden sich aber in großer Menge. Diese verweisen auch darauf, dass in der Heil- und Pflegeanstalt Ansbach unabhängig von in Berlin ausgestellten „Tötungsermächtigungen" auf eigene Initiative hin gemordete wurde. Kinder und Jugendliche mit geistiger oder körperlicher Behinderung, denen eine Heilung wie auch „Bildungsfähigkeit“ abgesprochen wurde, wurden mit einer Überdosis des Beruhigungsmittels Luminal behandelt. Nach wenigen Tagen starben die Patienten und Patientinnen an der hierdurch entstandenen Lungenentzündung.
Die Bezirksheimatpflege des Bezirks Mittelfranken zeigt vom 10. Januar bis 12. Februar 2023 im Markgrafenmuseum Ansbach die Wanderausstellung "Im Gedenken der Kinder – Die Kinderärzte und die Verbrechen an Kindern in der NS-Zeit“ der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e.V. (DGKJ). Die Ausstellung wurde auf Basis aktueller Forschungsergebnisse von Katrin Kasparek, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Bezirksheimatpflege, und dem Historiker Dr. Mark Deavin um Ausstellungstafeln zur Rolle der „Kinderfachabteilung" in der Heil- und Pflegeanstalt Ansbach erweitert. Die Ausstellung ist zu den Öffnungszeiten des Markgrafenmuseums zu besichtigen (Dienstag bis Sonntag von 10 bis 17 Uhr), der Eintritt für Schulklassen ist frei, Erwachsene zahlen 3,50 Euro (2 Euro ermäßigt). Es können kostenfreie Führungen durch die Ausstellung (60 Minuten) und interaktive Programme für Schulklassen (90 Minuten) gebucht werden unter katrin.kasparek(at)bezirk-mittelfranken.de oder telefonisch unter 0151 4635 4616. Die Ausstellung wird am 10. Januar 2023 um 18 Uhr feierlich vom bayerischen Staatsminister des Innern, Joachim Herrmann und einem Vortrag von Prof. Dr. Thomas Beddies/Institut für Geschichte und Ethik der Medizin der Charité-Universitätsmedizin Berlin zum Thema „Wenn Kinder ‚der Wissenschaft dienen‘ – Menschenversuch und Kindermord im Nationalsozialismus“ in der Ansbacher St. Johanniskirche eröffnet. Im Anschluss findet ein kleiner Empfang im Markgrafenmuseum mit Ausstellungsbesuch statt. Dazu ist eine Anmeldung bis 23. Dezember 2022 erforderlich unter bezirksheimatpflege(at)bezirk-mittelfranken.de. Zur Ausstellung gibt es ein umfangreiches kostenfreies Rahmenprogramm. Informationen hierzu unter www.bezirk-mittelfranken.de.