Ansbach – Was hat Medienbildung mit Inklusion zu tun? Für Medienfachberater Klaus Lutz ist dies schlicht und ergreifend ein Menschenrecht. Ein eigenes Handy oder das Surfen im Internet gehören für die meisten Menschen zu ihrem Alltag dazu, Menschen mit Behinderung bleibt das selbständige und sichere Bewegen in der digitalen Welt allerdings nicht selten verwehrt. Die Medienfachberatung des Bezirks Mittelfranken hat es sich deshalb zum Ziel gesetzt, Jugendliche mit Behinderung in einem von Medien geprägten Alltag medienkompetent zu machen.
„Wir pflegen einen breiten Inklusionsbegriff“, zu den Bereichen wie Arbeiten und Wohnen zähle eben auch die Medienpädagogik, machte Bezirkstagspräsident Armin Kroder kürzlich in einem Pressegespräch zum Thema „Inklusive Medienpädagogik“ im Bezirksrathaus in Ansbach deutlich. Inklusion müsse, so der Bezirkstagspräsident, allen dienen. Deshalb habe der Bezirk Mittelfranken auch verschiedene Publikationen in der sogenannten leichten Sprache herausgegeben. Diese nützten nicht nur Menschen mit Behinderung, sondern „allen Menschen in unserer komplizierten Zeit“. Beim Thema Inklusion arbeite der Bezirk Mittelfranken eng mit dem Bezirksjugendring zusammen. Der unterhält dafür eigens eine Fachstelle. Mit insgesamt über einer halben Million Euro im Jahr finanziert der Bezirk Mittelfranken den Bezirksjugendring. Dessen Vorsitzender, Bertram Höfer: „Wir sind die Servicestelle vor Ort. Beim Thema Inklusion ist uns als Organisation der Jugendarbeit wichtig, diese voranzubringen.“ Man wolle Barrieren abbauen und Teilhabe ermöglichen. „Egal wo jemand herkommt, wo jemand wohnt, welche Ausbildung oder sozialen Hintergrund er hat, allen Menschen muss es möglich sein, sich barrierefrei in einer digitalen Welt zu bewegen“, meinte Höfer.
Für Medienfachberater Klaus Lutz, der mit dem Bezirksjugendring als Netzwerk der Jugendverbände sowie Stadt- und Kreisjugendringe in Mittelfranken, eng zusammenarbeitet, ist es oberstes Ziel „Jugendliche mit Behinderung in unserem von Medien geprägten Alltag medienkompetent zu machen“. Auf keinen Fall wolle die Medienfachberatung bei ihrer Arbeit belehrend oder gar „bekehrend“ auftreten. „Mir ist es wichtig, an der Alltagsnutzung der Jugendlichen teilzuhaben.“ Nach seiner Einschätzung könne er so am besten vor den möglichen Gefahren warnen. Beispielsweise animiere die App TikTok junge Mädchen dazu, sich in kurzen Handyvideos sexy zu präsentieren. Im persönlichen Dialog arbeite er daran, das Selbstbewusstsein der jungen Nutzerinnen zu stärken und so ihr selbstbestimmtes Handeln zu fördern.
Anstoß von der Politik war enorm wichtig
Klaus Lutz ist seit 20 Jahren hauptamtlicher, vom Bezirk Mittelfranken finanzierter, Medienfachberater. Das Thema Inklusion und neue Medien werde in seinen Fachkreisen „stark diskutiert“. Daher habe es ihn besonders gefreut, dass der Impuls, inklusive medienpädagogische Projekte zu entwickeln, vom mittelfränkischen Bezirkstag kam. „Dieser Anstoß aus der Politik ist enorm wichtig“, ist sich der 58-Jährige sicher.
Zu den bisherigen inklusiven Angeboten zählt beispielsweise ein Modellprojekt zum Thema „Persönliche Daten“ mit Schülerinnen und Schülern mit Lerneinschränkung der Jakob-Muth-Schule in Nürnberg. Für Kinder und Jugendliche mit einer geistigen Einschränkung, welche die größte Gruppe an jungen Menschen mit Behinderungen stellen, hat die Medienfachberatung spezielle Angebote entwickelt. Fünf Flyer in leichter Sprache klären zum Thema Computer-Spiele auf, diese widmen sich den Themen „Computer-Spiele und persönliche Daten“, „Computer-Spiele und Zeit“, „Altersfreigabe“, „Computer-Spiele und der Umgang miteinander“ sowie „Computer-Spiele und Geld“.
Insgesamt, so Klaus Lutz weiter, unterziehe die Fachstelle ihre Angebote allesamt einem „Inklusions-Check“. Denn es gelte, niemanden, egal mit oder ohne Behinderung, auszugrenzen. So seien beispielsweise sowohl beim jährlich stattfinden Kinder- wie auch beim Jugendfilmfestival Induktionsschleifen am Boden verklebt, damit auch Hörbehinderte das Programm miterleben können. Eine Herzensangelegenheit ist ihm dabei das Miteinander von Kindern und Jugendlichen mit und ohne Behinderung. So wurden für die Durchführung eines Radioseminars für blinde und sehbehinderte Jugendliche zwölf Inklusionshelfer gebraucht. Jugendliche ohne Sehbehinderung, die diese Rolle übernommen hatten, hätten ihm dann im Anschluss erzählt, wie bereichernd sie die Situation empfunden hätten. Weitere Informationen unter www.medienfachberatung-mfr.de.