Ansbach – Der mittelfränkische Bezirkstag hat in seiner heutigen Sitzung in Triesdorf (Kreis Ansbach), der letzten in dieser Wahlperiode, Richard Bartsch die Ehrenbezeichnung „Altbezirkstagspräsident“ verliehen. Damit würdigt das Gremium seine Verdienste für den Bezirk Mittelfranken und das Gemeinwohl. „Richard Bartsch hat den Bezirk Mittelfranken entscheidend geprägt. Mit exzellentem Fachwissen und hoher Sachkompetenz hat er sich für die Bürgerinnen und Bür-ger eingesetzt und besonders den Schwächsten in unserer Gesellschaft eine Stimme verliehen“, so Bezirkstagspräsident Armin Kroder in seiner Laudatio.
Richard Bartsch gehört seit fast 37 Jahren dem Bezirkstag an. 1986 errang er das Direktmandat im ehemaligen Stimmkreis Fürth-Land und war damals mit 27 Jahren das jüngste Bezirkstagsmitglied in Bayern. 1994 und 1998 wählten ihn seine Fraktionsmitglieder zum CSU-Fraktionsvorsitzenden. Von 2003 bis 2018 stand er als Bezirkstagspräsident an der Spitze des Bezirkstags und der Bezirksverwaltung. Für seine besonderen Verdienste um die kommunale Selbstverwaltung erhielt er 2008 die Kommunale Verdienstmedaille des Freistaates Bayern in Bronze und 2013 in Silber. 2022 verlieh ihm Landtagspräsidentin Ilse Aigner den neuen Bayerischen Verfassungsorden. In fast vier Jahrzehnten in der Kommunalpolitik bekleidete Richard Bartsch eine Vielzahl von Funktionen und Ämtern. Von 1984 bis 2002 gehörte er dem Roßtaler Marktgemeinderat und von 1984 bis 2008 dem Fürther Kreistag an.
In den letzten fünf Jahren war Richard Bartsch das dienstälteste Bezirkstagsmit-glied in Bayern. Mit Ende der Wahlperiode am 1. November 2023 scheidet er nach fast 37 Jahren aus dem Bezirkstag und der Kommunalpolitik aus. Bei der letzten Bezirkswahl am 8. Oktober 2023 hatte er nicht mehr kandidiert.
Besondere Priorität hatte für Richard Bartsch stets die Sozial- und Gesundheitspolitik. Einen Schwerpunkt seines Engagements legte er auf die Altersmedizin (Geriatrie) und den Ausbau der geriatrischen und gerontopsychiatrischen Versorgungsstrukturen in einer immer älter werdenden Gesellschaft. 1990 gründete er den Geriatrie-Förderverein Mittelfranken e.V. und 1993 die Arbeitsgemeinschaft Geriatrie Bayern e.V., die er von 2001 bis 2019 als deren Vorsitzender leitete.
Als Vertreter des Bezirks Mittelfranken ist er seit 2008 Vorsitzender des Vereins Blindenanstalt Nürnberg, der Träger des Bildungszentrums für Blinde und Sehbehinderte ist.
Von 2005 bis 2018 gestaltete er als Vorsitzender des elfköpfigen Verwaltungs-rats die Geschicke des Kommunalunternehmens Bezirkskliniken Mittelfranken mit.
In seiner Amtszeit als Bezirkstagspräsident wurde oft über die Reformierung der Zuständigkeiten der sieben bayerischen Bezirke im Sozialbereich diskutiert und gestritten. Zwischen der „Kommunalen Familie“, der Staatsregierung und den Bezirken gab es sehr unterschiedliche Vorstellungen. Heute haben nach langer Beratung und Entscheidungsfindung die Bezirke die vollständige Zuständigkeit für die stationären und ambulanten Hilfen in der Pflege und für Menschen mit Behinderung.
Der Neubau der Ansbacher Maschinenbauschule, die organisatorische Neuordnung der Berufsausbildung von Menschen mit Behinderung in Nürnberg und der Ausbau der Bildungsangebote in den Landwirtschaftlichen Lehranstalten Triesdorf sind nur beispielhaft genannt für die bildungspolitischen Akzente des Bezirks von 2003 bis 2018.
Die regionale Jugendarbeit und Medienfachberatung wurden in der Amtszeit von Richard Bartsch kontinuierlich ausgebaut. Neue Angebote wie die Kinder- und Jugendkulturtage sind dazugekommen.
Ein Schwerpunkt seiner politischen Arbeit war die Förderung und Neugestaltung der bezirklichen Kulturarbeit. Das Fränkische Freilandmuseum in Bad Windsheim wurde stetig erweitert und es wurde damit begonnen, Menschen mit Behinderung einen leichteren Zugang zu den Häusern zu ermöglichen. Mit dem Kulturhaus in Stein (Kreis Fürth) schaffte der Bezirk eine neue Anlaufstelle für mehrere Akteure im Kulturbereich.
Das Musikfestival Fränkischer Sommer wurde neu konzipiert und zukunftssicher gestaltet. Die Limesfachberatung wurde installiert und leistet wertvolle Arbeit im Süden des Bezirks. Mit der Popularmusik-Beratung wurde eine neue Zielgruppe angesprochen und erfolgreich unterstützt. Das Filmfestival Heimat! weist alle zwei Jahre auf einen wichtigen Kulturaspekt hin. Der traditionelle Gredinger Trachtenmarkt wurde häufig von Bezirkstagspräsident Richard Bartsch besucht. Er trug oft die „Neue Fränkische Tracht“. Der „Tag der Franken“ wurde mit Bezirkstagspräsident Richard Bartsch fünf Mal vom Bezirk organisiert. Die Veranstaltungen in Nürnberg, Bad Windsheim, Schwabach, Erlangen und Ansbach standen jeweils unter einem besonderen Motto. Begleitet wurde der „Tag der Franken“ jeweils auch von Ausstellungen, Publikationen und Fachtagungen. Nachhaltigkeit wurde hier von Anfang an praktiziert. Als Stiftungsvorstand der „Otto und Hildegard Grau-Kulturstiftung“ konnte Richard Bartsch regionale Künstlerinnen und Künstler mit fördern. Trotz großer finanzieller Schwierigkeiten wur-de das Jüdische Museum Franken unter dem Trägervereinsvorsitz von Richard Bartsch in den Jahren 2003 bis 2020 ausgebaut und erweitert.
Mit großem persönlichem Einsatz förderte Richard Bartsch die Regionalbewegung (z. B. den Tag der Regionen und die Regio-App) sowie die entsprechenden Initiativen der Europäischen Metropolregion Nürnberg.
Besonders am Herzen lag ihm auch die grenzüberschreitende Freundschaft; für die wollte er besonders junge Menschen begeistern, damit sie in einem starken, geeinten und vor allem friedlichen Europa leben können. Unter seiner Ägide entwickelte sich die seit den 1970er-Jahren bestehende Partnerschaft zur französischen Region Limousin, heute der Großregion Nouvelle-Aquitaine zugehö-rig, zu einer tri-nationalen Partnerschaft mit der polnischen Woiwodschaft Pommern. Für seinen besonderen Einsatz für die deutsch-französische Freundschaft ernannte ihn 2015 der damalige französische Staatspräsident François Hollande zum „Ritter im Nationalen Verdienstorden Frankreichs“.
Fast jährlich besuchte Richard Bartsch auch die polnische Partnerregion Pom-mern rund um Danzig. Auf der Freizeitmesse in Danzig konnten sich viele mittel-fränkische Aussteller dem polnischen Publikum präsentieren. Vertreterinnen und Vertreter aus Wirtschaft, Bildung, Vereinen, Verwaltung, Kirchen und der Kommunalpolitik wurde der Besuch und die Kontaktaufnahme in der polnischen Partnerregion ermöglicht. Richard Bartsch legte auch den politischen Grundstein für die heuer beschlossene neue Partnerschaft des Bezirks mit der Region Südmähren in der Tschechischen Republik.
Im Verband der bayerischen Bezirke, dem heutigen Bayerischen Bezirketag, war Richard Bartsch von 1994 bis 2018 Mitglied im Hauptausschuss und in der Verbandsversammlung. Von 2003 bis 2013 stand er auch an der Spitze der dortigen CSU-Fraktion.