Ansbach/Triesdorf – Eine eventuelle Verlagerung ist vom Tisch: Das Zentrum für Hörgeschädigte verbleibt an seinem angestammten Platz in der Pestalozzistraße in Nürnberg. Einen entsprechenden Beschluss fasste der Bezirkstag von Mittelfranken in seiner heutigen Sitzung im Alten Reithaus in Triesdorf. Der Bezirk Mittelfranken ist Träger der Einrichtung, die Kindern und Jugendlichen mit Hörschädigungen eine individuelle Unterstützung für ihre Bildung und Entwicklung bietet. Der Gebäudekomplex besteht aus einem denkmalgeschützten Jugendstilgebäude von 1905 und Erweiterungsbauten aus den 1970er Jahren.
Konkrete Überlegungen für eine Generalsanierung mit Gesamtkosten von rund 36 Millionen Euro starteten 2015. Auf dem Gelände soll auch eine dreizügige Grundschule samt Hort mit inklusiven Ansätzen und Synergieeffekten, wie gemeinsame Nutzung von Mensa oder Sporthalle, in Trägerschaft der Stadt Nürnberg gebaut werden. Einen entsprechende Zweckvereinbarung über die Zusammenarbeit bei Planung und Errichtung unterschrieben Stadt und Bezirk im Jahr 2018. Der Bezirk fungiert als Bauherr und rechnet mit der Stadt ab.
Aus technischen und wirtschaftlichen Gründen sah sich der Bezirk Mittelfranken allerdings Mitte 2020 gezwungen, die Generalsanierung des Zentrums für Hörgeschädigte notgedrungen auf Eis zu legen. Verschiedene Möglichkeiten hat die Bezirksverwaltung zwischenzeitlich geprüft, neben der Umsetzung auf dem jetzigen Gelände wurden andere bezirkseigene Objekte in Nürnberg als Möglichkeiten ausgelotet. Mit dem jetzt gefassten Beschluss, das Zentrum für Hörgeschädigte am Standort Pestalozzistraße zu belassen, stärkt der Bezirkstag die gesellschaftliche Teilhabe von Kindern und Jugendlichen mit Behinderung. Die gemeinsame Nutzung des Geländes ermöglicht übergreifende pädagogische Angebote und inklusive Gruppenarbeit mit Kindern aus der Regelgrundschule. Bereits die jüngsten Kinder können so eine gesellschaftliche Diversität erleben.
Wie das inklusive Miteinander genau aussehen kann und welche Synergieeffekte sich nutzen lassen, soll in der angepassten und aktualisierten Kooperationsvereinbarung zwischen Stadt Nürnberg und Bezirk niedergeschrieben werden. Weiter hat der Bezirkstag die Verwaltung beauftragt, die notwendigen Planungsschritte für ein gemeinsames Schulzentrum am Standort Pestalozzistraße in die Wege zu leiten. Um zusätzliche Fördermittel für das inklusive Projekt als Modellprojekt auszuloten, soll Bezirkstagspräsident Armin Kroder zusammen mit Veranwortlichen der Stadt Nürnberg an den Freistaat Bayern herantreten. Das Zentrum für Hörgeschädigte umfasst die Paul-Ritter-Schule mit Schulvorbereitender Einrichtung und Pädagogisch-Audiologischer Beratungsstelle sowie eine Interdisziplinäre Frühförderung und die Heilpädagogische Tagesstätte. Das gemeinsame Schulzentrum soll für rund 760 Kinder und Jugendliche ausgelegt sein (Regelgrundschule 300 Kinder, Hort 200 Plätze, Paul-Ritter-Schule 180 Kinder und Jugendliche mit Hörschädigung sowie die Heilpädagogische Tagesstätte 78 Plätze).