Triesdorf – Die Original Hersbrucker Bücherwerkstätte erhält den diesjährigen mit 15.000 Euro dotierten Wolfram-von-Eschenbach-Preis des Bezirks Mittelfranken. Die drei Förderpreise zu je 5000 Euro gehen an die Tänzerin und Choreographin Susanna Curtis, die Musikerin Izabella Effenberg und den Lyriker Christian Schloyer. Dies hat der mittelfränkische Bezirkstag in seiner heutigen Sitzung im Forum Triesdorf der Landwirtschaftlichen Lehranstalten einstimmig beschlossen.
Hinter der Original Hersbrucker Bücherwerkstätte steht ein Verbund von Grafikern und bildenden Künstlern. Sie alle vereint die Leidenschaft für historische Druckmaschinen und alte Setzkästen mit Schrifttypen. Den Grundstein für die Gründung der Original Hersbrucker Bücherwerkstätte legten im Jahr 1969 die beiden Schriftsetzer-Lehrlinge, Michael Gölling und Günther Tobisch. Zusammen mit Gleichgesinnten und bekannten Literaten arbeiten sie seitdem abseits des großen Kulturbetriebes in ihrer Werkstatt im Inneren der Hersbrucker Stadtmauer. Seit 1975 erscheint jährlich in Zusammenarbeit mit einem ausgewählten Autor oder einer ausgewählten Autorin ein Kalender. „Die Original Hersbrucker Bücherwerkstätte ist ein einzigartiger kreativer Ort, der mit der Verbindung von traditionellen Drucktechniken, innovativem künstlerischen Anspruch und interdisziplinären Aktivitäten rund um Satz, Druck und Kunst bundesweite Bedeutung erlangt hat“, begründet die Jury ihre Entscheidung für die Verleihung des angesehenen Kulturpreises des Bezirks.
Susanna Curtis lebt seit rund 25 Jahren in Nürnberg. Die gebürtige Britin ist freischaffende Tänzerin und Choreographin. Seit vielen Jahren ist sie zudem als Klinikclown Dr. Maggie McDudel für den Verein Kli-nikClowns e.V. in Kinderkliniken und Altenheimen im Einsatz. An den Stadttheatern Trier und Regensburg sowie am Jungen Theater Bremen hat sie Schauspiele, Revuen und Musicals inszeniert. Seit 1997 präsen-tiert sie regelmäßig neue Stücke in Nürnberg und Umgebung mit ihrer Kompanie „Curtis & Co. – dance affairs“. 2004 gründete sie zusammen mit ihrem Bühnenpartner Neil Greig das Comedy-Duo „Daphne und Perry“. „Mit ihren vielfältigen Beiträgen zum zeitgenössischen Tanz ist sie ein Gewinn für die darstellende Kunst in Mittelfranken“, urteilt die Jury über ihr Können.
Izabella Effenberg ist eine der wenigen Vibrophonistinnen in Europa. Die gebürtige Polin studierte an den Musikhochschulen in Posen und Danzig klassisches Schlagzeug. Ein Jazz-Studium an der Musikhochschule Nürnberg folgte, das sie 2014 mit dem Master abschloss. Gemeinsam mit ihrem Studienkollegen, dem Vibraphonisten Volker Heuken, organisiert sie seit sechs Jahren die Konzertreihe „Vibraphonissimo“, 2016 gründete sie den Verein „Vibraphonissimo e.V.“. Neben ihrer Tätigkeit als Vibraphonsolistin hat Izabella Effenberg in den letzten Jahren verstärkt angefangen für verschiedene Besetzungen in unterschiedlichen Stilen zu komponieren und zu arrangieren. Für ihr künstlerisches Schaffen erhielt sie unter anderem vor zwei Jahren den Kulturpreis der Stadt Nürnberg. „Crystal Silence“ heißt ihre jüngste Musikproduktion. Bis auf eine stammen alle Kompositionen darauf aus ihrer Feder, eingespielt von ihr auf der Array Mbirra, einem wenig bekannten Instrument.
Christian Schloyer ist Lyriker, Sound-Writer, Klang- und Konzeptkünstler, Prosa-Autor, freier Werbetexter und Literaturveranstalter. Der gebürtige Erlanger studierte Philosophie, Neuere Deutsche Literatur sowie Theater- und Medienwissenschaften. Vor 20 Jahren rief er die Textwerkstatt und Autorengruppe „Wortwerk Erlangen/Nürnberg“ ins Leben, vor zehn Jahren gründete er „LiteraturDing e.V.“, einen Förderverein für Gegenwartsliteratur. Dazu engagiert er sich als Mitinitiator verschiedener Literaturprojekte und gehört zum Redaktionsteam einiger Literaturzeitschriften, außerdem ist er Jurymitglied für den Literaturpreis der Nürn-berger Kulturläden. Christian Schloyer lebt und arbeitet in Nürnberg. Dort hat er die Nürnberger Lyriknacht konzeptioniert und kuratiert. Als Dozent lehrt er Lyrik an der Akademie Faber-Castell in Stein. Kritiker loben seine intensive und bildgewaltige Lyrik, so schrieb Literaturwissenschaftler Heinrich Detering, Schloyers Werke seien „Traumtänze von beträchtlicher Anmut“. Literaturkritiker Michael Braun hob „seine metaphorisch erzeugten Schwebezustände“ hervor. Seine jüngste Veröffentlichung ist der Gedichtband „Jump’n’Run-Gedichte“, ein lyrisches Computerspiel in Buchform.
Hinweis an die Redaktion:
Coronabedingt findet die diesjährige Verleihung des Wolfram-von-Eschenbach-Preises nicht in gewohnter Weise im Bürgersaal der Stadt Wolframs-Eschenbach statt. Zu gegebener Zeit werden wir Sie informieren, in welcher Weise die Preisverleihung stattfinden kann.