Bezirk Mittelfranken

Deutsche Psychiatrie zwischen den Weltkriegen

Vortrag beleuchtet unbekannten Aspekt der Psychiatriegeschichte

Ansbach – Die Verbrechen der Nationalsozialisten an Psychiatriepatienen sind erschreckend. Doch wie konnte es dazu kommen? Wie sah die Psychiatrie und der Anstaltsalltag für PsychiatriepatientInnen vor 1933 aus? Ein Online-Vortrag am Montag, 28. Juni, 18 Uhr, des Bielefelder Historikers Hans-Walter Schmuhl gibt Einblicke in diese Zeit voller Widersprüche. Einerseits herrschte Aufbruchstimmung in der Behandlungspraxis von Psychiatriepatienten, schienen neue Therapieformen von der systematischen Arbeitstherapie über die offene Fürsorge bis hin zu den in den 1930er Jahren entwickelten Krampf- und Schockbehandlungen Wege aus dem „therapeutischen Nihilismus“ der Vergangenheit zu weisen. Andererseits war das Lebensrecht psychisch kranker und geistig behinderter Menschen durch das Hungersterben im Ersten Weltkrieg, die neue „Euthanasie“-Debatte, die Eugenik, die Krise des Weimarer Wohlfahrtsstaates und schließlich die NS-„Erbgesundheitspolitik“ radikal in Frage gestellt. Die Dialektik von „Heilen und Vernichten“ mündete schließlich in den hunderttausendfachen Mord an Psychiatriepatienntinnen und Psychiatriepatienten während des Zweiten Weltkrieges. Die Veranstaltung ist kostenlos und findet ausschließlich online über das Programm GoToMeeting statt. Anmeldung unter bezirksheimatpflege(at)bezirk-mittelfranken.de oder telefonisch unter 0981-4664 50002. Die Teilnehmenden erhalten einen Zugangslink zu der Online-Veranstaltung.

17.06.2021

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