Nürnberg – Mehr Schatten als Licht bezüglich der Entwicklung des Fisch-, Krebs- und Muschelbestandes in den Gewässern der Region offenbaren die Jahresberichte 2018 und 2019 der Fachberatung für das Fischereiwesen mit Sitz in Nürnberg. Die von Dr. Thomas Vordermeier geleitete Einrichtung des Bezirks Mittelfranken betreut im Bereich der Angelfischerei rund 110 Fischereivereine, den mittelfränkischen Fische-reiverband, sieben Fischereihegegemeinschaften sowie zahlreiche Privatpersonen. Außerdem auf dem Sektor der Berufsfischerei sieben Teichgenossenschaften sowie fünf Weihergemeinschaften mit zirka 2400 Mitgliedern. Inhaltlich geht es dabei beispielsweise um Besatz- und Hegemaßnahmen und die Abwicklung von Artenhilfsprogrammen beziehungsweise um die Zucht und Produktion von Wirtschaftsfischarten oder um die Unterstützung bei der Abwicklung von Förderprogrammen oder beim Umgang mit Tierarten mit Schadpotenzial für die Fischwirtschaft.
41 Fisch- und vier Krebsarten, das Bachneunauge als einziger Vertreter der Rundmäuler und drei Muschelarten wurden 2018/19 bei Befischungen bestätigt. Von den seit 2000 nachgewiesenen 46 Fischarten seien 36 als heimisch zu bezeichnen, von diesen wiederum sind 13 in ihrem Bestand gefährdet oder stark gefährdet. Gar vom Aussterben bedroht ist das Bachneunauge. Dieses kommt nur noch in einem kleinen Einzugs-gebiet vor. Zu den Ursachen für den Rückgang der Fischarten zählt die Fachabteilung unter anderem die fehlende Durchgängigkeit der Fließgewässer, zunehmende Schäden durch die 294 Wasserkraftanlagen in Mittelfranken, Verluste durch Kormorane, die unzureichende Gewässerqualität oder den Verlust von Lebensräumen durch übermäßige Nutzung der Fließgewässer.
Edel- und Steinkrebs, die heimischen Arten, sind durch ausgesetzte amerikanische Arten gefährdet, weil diese die Krebspest übertragen, der Rückgang des Lebensraums bewirkt ein Übriges. Letzterer sorgt ebenso wie die Erhöhung der Gewässersohle durch Feinsedimentierung aus der Landwirtschaft dafür, dass die Neunaugen- und Muschelbestände „hochgradig bedroht“ sind. Zu den Aktivitäten der Fachberatung gehören beispielsweise auch Besatzmaßnahmen mit bedrohten Fischarten. So wurden im Rahmen des bayerischen Artenhilfsprogramms in Fließgewässern Mittelfrankens der Besatz mit Barben, Nasen und Rutten empfohlen. Die Fische wurden vom Fischereiverband Mittelfranken finanziert, beschafft und ausgesetzt.
Insgesamt diagnostiziert die Fachberatung für das Fischereiwesen einen „schlechten Zustand“ der Fließgewässer, primär basierend „auf der Nutzung der Wasserkraft und auf diversen Einflüssen aus der Landwirt-schaft“. So sei an keiner der bestehenden Wasserkraftanlagen „die biologische Durchgängigkeit gegeben, wie sie beispielsweise im Wasserhaushaltsgesetz (WHG) vorgegeben ist“. Die Fachberatung erachtet denn auch diesbezüglich die sofortige Umsetzung des WHG als dringend erforderlich. Ebenso nötig sei die verbindliche bayernweite Einführung von Gewässerrandstreifen sowie eine Reglementierung der Ausbringung von chemisch aktiven Substanzen in der Landwirtschaft. „Der Handlungsbedarf wird stetig akuter“, schließt der Leiter der Dienststelle, Dr. Thomas Vordermeier, seinen Bericht.